„O, dass jeder Kuss eine Woche lang währen und jede Umarmung einen Monat dauern möge – und unsere Liebe immer und ewiglich erstrahle!“ - Edgar Allan Poe
Nacht und Finsternis ziehen Düsterromantiker an wie das Licht die Motte, denn die Mystik des im Dunklen Verborgenen verzaubert und beruhigt die schwarzen Seelen derer, die sich selbst nicht als Stino* bezeichnen und damit mehr oder weniger nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen. Besonders schön, wenn diese (Selbst-)Erkenntnis zum einen keine Trübseligkeit hervorruft und zum anderen, man das eigene tiefschwarze Herz an einen gleichgesinnten Partner oder Partnerin verschenken kann. So ist es doch besonders schön, wenn sich unter den Schwarzkittel-Trägern zwei Kinder der Nacht finden, die gemeinsam die Geheimnisse der Schatten entdecken wollen und sich liebend entsprechend konventioneller Standards das Ja-Wort geben möchten.
Nach gefühlten Jahren des Lockdowns inklusive Home-Office darf sich so manches Paar, das ohne erwähnenswerte Schäden die letzten Monate der Seuche gemeinsam gemeistert hat zu recht denken, das Drum-prüfe-wer-sich-ewig-bindet quasi mit summa cum laude abgelegt zu haben. Mit der langsam wieder zurückkehrenden Normalität steht auch einer Hochzeitsfeier kaum noch etwas im Wege. Und da die eigene Hochzeit ja bekanntermaßen "der schönste Tag im Leben" werden soll, kann man getrost Konventionen über Bord werfen und das große Ereignis nach dem eigenen Gusto planen und gestalten. Da stellt sich dann auch zu recht die Frage, ob ein Brautkleid denn tatsächlich weiß sein muss. Ganz klar: Nein, das muss es nicht.
Heiraten? Ja, aber bitte NICHT mit Sahne.
Geht es um Friede, Freude, Eierkuchen drängt sich der deutsche Schlager mit penetranter Vehemenz ins Bewusstsein: "Ganz in Weiß, mit einem Blumenstrauß ..." nicht nur musikalisch sorgt Roy Blacks Schlager-Schnulze aus den 80ern für einen fieser Schauer auf der Haut so manch düsterer Seele und auch das dabei entstehende Kopfkino erzeugt Bilder, die weder dem eher schwarz angehauchten Geschmack entsprechen noch im Geringsten zur eigenen finsteren Lebenseinstellung passen.
Warum sind "normale" Brautkleider weiß?
Der Inbegriff von Unschuld, Jungfräulichkeit und Reinheit, das symbolisiert seit dem frühen 17. Jahrhundert ein weißes oder auch cremefarbenes Brautkleid. Trendsetter war damals, wie heute häufig auch, die Hautevolee mit der Trauung von Maria de Medici im Jahr 1600. Darauf folgten Hochzeiten in Weiß von Prinzessin Elizabeth Stuart und später auch ihrer Enkelin Prinzessin Maria Stuart. Der Siegeszug des weißen Brautkleides hat sich seit dieser Zeit mit nur wenigen Unterbrechungen kontinuierlich fortgesetzt. Die Alternative zum unschuldigen Weiß, ob nun während entbehrungsreicher Kriegsjahre oder auch in einfachen ländlichen Gegenden, war das schwarze Sonntags- oder Festtagskleid.
Heute träumen die einen Bräute von einem weißen Hochzeitskleid wie aus Disneys Märchenschmiede, die anderen packt allein bei der Vorstellung eines weißen Sahnebaiser-Kleides der blanke Horror. Heute darf man sicherlich getrost behaupten, dass es inzwischen statistisch betrachtet weniger jungfräuliche Bräute in Weiß gibt, als Bräute in Schwarz. Nicht nur düstere Gothic-Ladies mögen da ins Grübeln ob der zu wählenden Garderobe kommen, denn es spielt eigentlich nicht die äußere Wahrnehmung der Braut eine Rolle, sondern wie sich die Dame am wichtigsten Tag in ihrem Leben selbst in dem schicken Gewand fühlt. Da sorgt bei der selbstbewussten, erwachsenen Lady, die mit beiden Beinen im Leben steht das unschuldige Weiß nicht selten für ein Gefühl heuchlerischer Verkleidung.
Das schwarze Brautkleid
Rund 400 Jahre gespickt mit weißen Hochzeitsroben hat bei uns heute der weiße Organzazuckerschaumtraum fast den Status eines ungeschriebenen Gesetzes. So ungewöhnlich manchem Zeitgenossen ein schwarzes Brautkleid jedoch erscheinen mag, ist die Farbe schwarz bei der Gestaltung der festlichen Garderobe zu diesem Anlass aber bei weitem nicht. Mit der sog. "spanischen Mode" im 16. Jahrhundert avancierte die von dem süd-europäischen Hof diktierte schwarze, strenge und steife Tracht synchron zum zunehmenden politischen Einfluss des iberischen Königshauses zur gängigen Hochzeitsmode des Adels und Bürgertums. Ähnlich wie auch später das unschuldige Weiß, symbolisierten die hoch-geschlossenen schwarzen Kleider die Frömmigkeit der jungfräulichen Braut.
Ohne Unschuld einfach kunterbunt?
Ob all der symbolträchtigen "Schwarz-Weiß-Malerei" rund um die richtige Farbe für das eigene Hochzeitskleid kann es einem glatt ganz schummrig werden. Da tut man vielleicht ganz gut daran die Traditionen hinten an zu stellen und genau so den Bund fürs Leben einzugehen, wie man es sich selbst ersehnt. Das gilt in erster Linie ganz besonders für die Art der Partnerschaft, die ebenso bunt sein darf, wie die Garderobe zur eigenen Hochzeit. Egal wie viele Bräute oder Bräutigame ein Hochzeitspaar enthält und wie viele Kleider oder Fracks das Hochzeitspaar am großen Tag tragen wird, eines haben viele Paare, die mit ihrer Beziehung jenseits des vermeintlich erstrebenswerten Bilderbuch-Zustands angekommen sind gemein: es soll ein märchenhaft magischer Tag werden.
Von blassen Gruftis bis hin zu wilden Bikern: schwarz geht immer.
Das passende Outfit für den großen Tag gibt es für Männlein wie Weiblein vom rockigen Biker-Stil bis hin zu verschwenderisch viktorianischer Opulenz auch schon zu moderaten Preisen ohne Maßanfertigung. Dabei sollte stets gelten, die Garderobe passt sich der geplanten Feier an und nicht die Feier der Garderobe.
So ist es für die Biker-Braut ratsam ein Kleid zu wählen, mit dem sie sich problemlos auf die eigene Harley oder alternativ den Sozius schwingen kann ohne Gefahr zu laufen, sich in den Speichen zu verheddern oder samt festlicher Robe am Auspuffrohr Feuer zu fangen. Bei ihm ist da eine coole aufgepimpte Lederhose oder schwarze Jeans mit derben Boots und einem fantasievollem Gehrock mit punkigen Details eine gute Wahl.
Steht düstere viktorianische Opulenz in der mittelalterlichen Burg auf dem Programm gilt ganz besonders für den Bräutigam genau die thermischen Erwartungen mit ins Kalkül zu ziehen. Es wäre doch zu bedauerlich würde der Bräutigam nach gefühlt 1,5 Liter schweren, blutroten Rubinsekts am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein mit hochgeschlossenem Rüschenhemd, Samtweste und Brokatfrack samt perfekt sitzendem Plastron einem vorhersehbaren Hitzeschlag erleiden. Leichte Materialien und evtl. eine festliche Weste mit Frackschößen schaffen da leicht Abhilfe ohne Abstriche an Stil und Eleganz hinnehmen zu müssen.
Die passende Location und Dekoration
Burgen, Schlösser, Scheunen, romantisches Hideaway ... die Liste und Auswahl an Party-Locations für jedwede Art von Hochzeitsfeier ist lang und vielfältig. Was die etwas "andere" Hochzeit aber mit der Stino-Hochzeit gemein hat, ist meist die Location, denn der kleine feine Unterschied liegt bei Traum-Schlössern oder ursprünglicher Dorf-Romantik eher in der gewählten Dekoration. Da lohnt es sich, wenn man sich nicht ohnehin selbst um Blumen, Tischdecken, Kerzen & Co kümmert, offen die eigenen Wünsche anzusprechen. So manchem Bankett-Manager wird ein erleichtertes Ausatmen entweichen, wenn mal keine weißen Hussen, weißen Blüten, weißen Tauben, weißen Servietten zum Einsatz kommen. Wer sich auf die Suche nach ersten Ideen für Brautstrauß, Dekoration und Torte macht, kommt da an Pinterest kaum vorbei. Beeindruckend zum Beispiel, was aus dunkler Schokolade und roten Beeren aller Art so geschaffen werden kann, um vampireskes Flair zu versprühen.
Wiederverwenden statt wiederverwerten
Mit Stolz und viel Liebe zum Detail bietet Boudoir Noir auch eine ganze Fülle an Damen- und Herren-Mode, die sich hervorragend für die etwas andere Hochzeit eignet. Als echte Schwaben darf an dieser Stelle selbstverständlich nicht der "Subber-bragdische-Sparer-Tipp" von uns Düster-Vierteles-Schlozer fehlen: Individuell für die Hochzeit zusammengestellte Outfits aus dem Boudoir Noir-Sortiment sind auch nach der Hochzeit für gewöhnlich prima weiter zu tragen. Das zur Hochzeit getragene schwarze Korsett zu einer fetzigen Leggings macht sich hervorragend bei einer lauten Konzert Nacht oder die Weste des Bräutigams über einem schwarzen Shirt mit Lederhose kombiniert macht den Herren stilsicher bereit für ein langes Festival-Wochenende.
Den passenden Deckel zum Topf schon gefunden und die Traumhochzeit in Planung? Boudoir Noir unterstützt und berät gerne bei der Wahl eines düsteren, ausgefallenen Outfits für den großen Tag!
* Stino: Abkürzung für stink normaler Mensch
Dieser Text erschien ursprünglich in der Böse Mode Magazin Ausgabe von 2021.